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Warnsdorf

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Kirche Peter und Paul
Von Mirek256 - Eigenes Werk, CC BY 3.0,
Warnsdorf
Varnsdorf
Nach Wikipedia

Warnsdorf ist eine Stadt im Norden Tschechiens im Bezirk Děčín, Ústecký kraj.

Geographie

Die Stadt liegt in 350 m üM im Böhmischen Niederland an der Mandau zwischen Seifhennersdorf und Großschönau. Die Stadt kann außerdem dem Schluckenauer Zipfel zugeordnet werden. Nördlich erhebt sich der Spitzberg (539 m) mit lohnender Aussicht. Varnsdorf grenzt im Norden, Osten und Südosten an Sachsen.
Gemeindegliederung
Die Stadt Varnsdorf besteht aus den Ortsteilen Studánka (Schönborn), Světliny 1.díl (Lichtenhain – Schönborner Anteil) und Varnsdorf (Warnsdorf).[3] Grundsiedlungseinheiten sind Gerhus, Hraniční Buk (Bei

Geschichte

Das Dorf Warnsdorf wird 1352 erstmals erwähnt. Der Historiker Bohuslav Balbín nannte den Ort Wernardivilla. Unter den einheimischen Familien, die hier im 16. und 17. Jahrhundert siedelten, waren auch die Nostitz. Im Laufe der Gegenreformation verließen hier viele Bewohner ihre Gehöfte und Grundstücke und wanderten nach Sachsen aus.[6] Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Warnsdorf in der Osterwoche 1643 von den Schweden geplündert.[7] Ab 1871 war Warnsdorf ein politisches Zentrum der altkatholischen Reformbewegung gegen den Ultramontanismus, deren Organ, die Wochenzeitschrift ‚Abwehr‘,[8] hier bis 1938 erschien.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in Warnsdorf, wie auch in der benachbarten Oberlausitz die Weberei. Es entstanden weitere Orte in der Umgebung
1689 Neu Warnsdorf
1700 Floriansdorf
1727 Karlsdorf
1783 Alt Franzenthal
1800 Neu Franzenthal
Im Jahre 1849 vereinigten sich diese Dörfer mit Alt Warnsdorf zu dem mit 13.000 Einwohnern größten Dorf des Kaiserthums Österreich. Es lag im Gerichtsbezirk Warnsdorf und war ab 1850 Sitz eines Bezirksgerichts sowie ab 1908 der Bezirkshauptmannschaft.
Bereits 1839 hatte der Fabrikant Anton Runge († 31. Dezember 1843), Inhaber der Leinen-, Baumwoll- und Druckwaren-Fabrik Anton Runge & Co., den Bau einer Gewerbe- und Handelsschule angeregt und hierfür einen Teil der Baukosten gestiftet; das neue Schulgebäude wurde 1844 eingeweiht und der Unterricht 1845 aufgenommen.
1868 erhielt Warnsdorf, das nun auf 15.000 Einwohner angewachsen war und auch als Klein Manchester bezeichnet wurde, das Stadtrecht. Um 1900 war Warnsdorf ein bedeutender Standort der Textilindustrie.[10] 1914 lebten in Warnsdorf etwa 30.000 Einwohner. Bekanntestes Unternehmen waren die Kunert-Strumpfwerke.
Gemäß dem Toleranzpatent des österreichischen Kaisers Josephs II. aus dem Jahr 1781 wurde Warnsdorf, neben Liberec (Reichenberg) Zentrum der altkatholischen Kirche in Böhmen. Heute befindet sich hier die Konkathedrale der tschechischen Altkatholischen Kirche.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Österreich-Ungarn der Vertrag von Saint-Germain diktiert. Das Selbstbestimmungsrecht der deutschsprachigen Bevölkerung im Sudetenland (Deutschböhmen und Deutschmährer), die im Oktober 1918 die eigenständigen Provinzen Deutschböhmen und Sudetenland gegründet hatten, blieb unberücksichtigt, und die Stadt wurde der neu gegründeten Tschechoslowakei zugeschlagen.
In der nachfolgenden Inflation der Geldwährung im benachbarten Deutschen Reich (1923) und durch die Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929 bis 1932 kam es in Warnsdorf zu hoher Arbeitslosigkeit und Armut. Der Schmuggel über die nahe Grenze nach Sachsen wurde für viele Einwohner zur Existenzgrundlage. Laut Volkszählung 1930 hatte die Stadt 22.621 Einwohner (davon 19.963 Deutsche = 88 %, 1.617 Tschechen = 7 %, 988 Ausländer = 4 % und 53 andere).[11]
Nach dem Münchner Abkommen gehörte Warnsdorf von 1938 bis 1945 zum Landkreis Warnsdorf, Regierungsbezirk Aussig, im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs.
In Warnsdorf fand vor dem Zweiten Weltkrieg die Sudetendeutsche Partei Konrad Henleins viel Zuspruch. Als Henlein 1938 in Warnsdorf sprach, kamen 12.000 Zuhörer, und es wurde das Standrecht ausgerufen. 1939 lebten in der Stadt 21.000 Einwohner.
→ Hauptartikel: Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutschsprachige Bevölkerung von Warnsdorf vertrieben, ihr Vermögen unter Berufung auf das Beneš-Dekret 108 konfisziert, das Vermögen der evangelischen Kirche liquidiert und die katholischen Stadtkirchen wurden in der kommunistische Ära enteignet. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.
Zwischen 1946 und 1949 war in Varnsdorf die erste Sorbische Oberschule untergebracht. Nach der Machtergreifung der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei wurde diese in Übereinkunft mit den Behörden der SBZ geschlossen und die Schüler fortan in Bautzen unterrichtet. Einige Dutzend Sorben blieben jedoch in Varnsdorf und kehrten nicht in die Lausitz zurück. Am 22. Mai 1947 wurden in der Stadt 15.661 Bewohner gezählt.
Heute lebt in Varnsdorf eine große Bevölkerungsgruppe der Roma, deren Anteil im Vergleich zur übrigen Bevölkerung wächst. Hierbei kam es wiederholt zu Konflikten.
 
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