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Mährisch Schönberg

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Rathaus von Mährisch Schönberg
Von Lukáš Bocan, CC BY-SA 3.0,

Mährisch Schönberg
Šumperk

nach Wikipedia
Mährisch Schönberg ist eine Stadt in der Olmützer Region in Tschechien. Sie liegt an der Desná am Fuße des Altvatergebirges.

Geschichte

Das Dorf Šumperk war um 1180 im Besitz des Zdeněk Ralsko von Waldstein. Unter dessen Söhnen wurde es zur Stadt erhoben. Bereits 1224 hatten die Dominikaner eine Ordensniederlassung für acht Mönche gegründet. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern Wenzel I. von Böhmen und Přemysl von Mähren wurde die Stadt 1239 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte um 1250. Das Dominikanerkloster sowie die Klosterkirche Mariä Verkündigung wurden 1286 durch den Vyšehrader Propst und späteren Bischof von Olmütz Johannes VI. von Waldstein neu errichtet.
1340 verlieh Markgraf Karl den Herren von Leipa das Bergrecht für die bereits in ihrem Besitz befindlichen Herrschaften Schönberg, Goldenstein und Žampach. Karls jüngerer Bruder Jobst von Mähren erteilte 1391 der Stadt Schönberg zahlreiche Privilegien, mit denen sie einer königlichen Stadt gleichgestellt wurde. Nach weiteren Besitzerwechseln gelangte Schönberg 1495 pfandweise an Peter von Žerotín († 1530),[3] der die auf der Stadt lastenden Schulden übernahm. 1504 ging Schönberg sowie Blauda in seinen Besitz über.
Während der Reformation wurden die Mönche und die katholische Bevölkerung aus der Stadt vertrieben. 1584 erfolge die Ausweisung der Juden, die sich zumeist in der jüdischen Gemeinde in Mährisch Aussee ansiedelten. Nach der Schlacht am Weißen Berg übertrug Kaiser Ferdinand II. in seiner Eigenschaft als König von Böhmen Schönberg sowie weitere umfangreiche Besitzungen in Nordmähren dem Statthalter Karl von Liechtenstein. Obwohl dieser die Schulden übernehmen musste, gehörte er zu den mächtigsten und reichsten Adeligen in Nordmähren. Nachfolgend setzte er die Gegenreformation durch. Der neugewählte Rat der Stadt musste einen katholischen Eid ablegen und der Wiedereinführung der Dominikaner zustimmen, deren Kloster 1623 wieder instandgesetzt wurde. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zu Hexenverfolgungen, mit denen die Obrigkeit den in Groß-Ullersdorf tätigen Juristen Franz Heinrich Franz Boblig von Edelstadt beauftragt hatte.

Entfernung des tschechischen Ortsnamens 1938

Zu einer wirtschaftlichen Entwicklung kam es im 18. Jahrhundert durch das Leineweberhandwerk, aus dem sich später die Leinen- und Textilindustrie entwickelte. In dem 1784 im Rahmen der Josephinischen Reformen aufgehobenen Dominikanerkloster errichtete 1785–1788 der Wiener Ernest Klapperoth die größte Manchesterfabrik Europas, die sich jedoch nach der Aufhebung der Kontinentalsperre 1813 nicht weiter behaupten konnte. Die Fabrikräume wurden zur Kaserne umgebaut. 1842 wurde in Schönberg die erste mechanische Leinenspinnerei Mährens in Betrieb genommen. Die 1870 errichtete Mährische Grenzbahn mit Sitz in Schönberg nahm 1871 die Bahnstrecke Hohenstadt–Zöptau in Betrieb. Seit 1874 erschien in Schönberg, das im 19. Jahrhundert ein Zentrum des nordmährischen Schulwesens war, der Nordmährische Grenzbote.
Deutsche des Österreich-Ungarischen Kronrates akzeptierten die Gründung der Tschechoslowakei nicht und erklärten sich als deutsche Böhmen unabhängig, dies beinhaltete Mährisch Schönberg, unter dem Namen Sudetenland. Dabei nahmen sie bezug auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker des US-Präsidenten Wilson. Einer der führenden Personen war Gustav Oberleithner, Bürgermeister von Mährisch Schönberg, der zum Stellvertretenden Regierungschef ernannt wurde. Die Stadt wurde von Truppen der Tschechoslowakei am 15. Dezember 1918 besetzt, ohne dass dabei ein Schuss fiel. Gustav Oberleithner wurde nicht bestraft, da zum damaligen Zeitpunkt der internationale Status der Tschechoslowakei noch nicht geklärt war.
Der Anteil der tschechischen Bevölkerung erhöhte sich in den nächsten Jahren durch Ansiedelung. Dies führte zu Auseinandersetzungen. 1910 lebten 353 Tschechen in Mährisch Schönberg, bei der Volkszählung 1930 hatte Mährisch Schönberg 15718 Einwohner (davon 3434 / 22 % Tschechen).[4] Diese lebten zumeist im „Tschechischen Viertel“, Česká čtvrť.
Die Sudetendeutsche Partei, offen unstützt durch Adolf Hitler, erreichte 64 % der Stimmen bei den Wahlen 1935.
Nach dem Münchner Abkommen wurde die Stadt 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen und war bis 1945 Sitz des Landkreises Mährisch Schönberg, Regierungsbezirk Troppau, im Reichsgau Sudetenland. 1945 kam Šumperk an die Tschechoslowakei zurück, und 1945/46 wurde die deutschmährischen Bevölkerung aufgrund der Beneš-Dekrete enteignet und vertrieben.
Im Februar 1946 fanden weitere 11 Transporte mit mehr als 9.500 Deutschen im Rahmen der Vertreibung statt. Zum letzten Tag dieses Jahres blieben in der Stadt nur 686 Bewohner. Die ursprünglichen deutschen Bewohner wurden durch neue Siedler aus dem tschechischen Inland ersetzt.[5]
Am 4. Mai 1950 erfolgte die Eingemeindung von Temenice.
Am 21. August 1968, zur Zeit des Prager Frühlings, wurde die Stadt von der polnischen Armee besetzt, und wenige Wochen später, am 3. Oktober, durch die Rote Armee.
In der Stadt gibt es ein tschechisch-deutsches Begegnungszentrum mit einer Außenstelle in Nový Jičín.
 
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